In der BZ lesen wir: „Wirtschaftshistoriker erklären, wie in Westdeutschland die größte Umverteilung von Reichtum in einer Demokratie stattfand und welche Maßnahmen heute nötig sind.“ Weiter heisst es:
„Die größte Umverteilungsaktion von Reichtum, die je in einer freien Marktwirtschaft stattgefunden hat, begann am 1. September 1952 mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zum Lastenausgleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Der westdeutsche Staat zog 50 Prozent aller Vermögen, Hypotheken- und Kreditgewinne ein und zahlte das enteignete Geld an Millionen mittellose Deutsche aus. Auch infolge der aktuellen Mehrfachkrisen werden Menschen ungleich belastet. Ist die Zeit reif für einen neuerlichen Lastenausgleich? Prof. Nikolaus Wolf und Dr. Thilo Albers von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Humboldt-Universität haben Ideen, wie eine Umverteilung aussehen könnte und erklären das historische Vorbild aus der frühen Bundesrepublik.
Die Hälfte aller Vermögen enteignet – wie kam es zu einem derart dramatischen Staatseingriff ins private Eigentum?
Nikolaus Wolf: Nach dem Zweiten Weltkrieg war die soziale Lage dramatisch. Infrastruktur und Wohnraum waren weitreichend zerstört. In den westlichen Zonen gab es bis um 1950 einen Zustrom von acht Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen auf dann 51 Millionen Einwohner. In dieser Lage entstand breiter Konsens, dass durch die Vertreibung die Kriegsfolgen ungerecht verteilt waren. Große Proteste waren zu befürchten. Die Alliierten, vor allem Briten und Amerikaner, sowie die deutsche Selbstverwaltung erkannten den Handlungsbedarf.
Wie lief der Lastenausgleich von 1952 praktisch ab?
Thilo Albers: Man hat für 1948 das Vermögen festgestellt, davon waren 50 Prozent …“ Weiterlesen im Original-Beitrag